Vom Baltikum nach Hause
Text von unten beginnend
01.09.2009
Während der erneuten Zugfahrt laufen viele Bilder meiner ereignisreichen vier Monate vor meinem inneren Auge ab und es ist klar, dass ich ein unwiederbringliches Erlebnis hatte. Besonders die beeindruckende Landschaft und überwältigende Gastfreundschaft der Menschen wird mir in Erinnerung bleiben!
Mittags bin ich zu Hause - hier ist es auch schön!
29.08.2009
Vorletzter Tag meiner Reise. Ich bin in Tschechien - am Morgen noch 760 km bis zur Heimat.
Beim Tankstopp nach 10 km bricht mir der Kunststoff-Reserve Schlüssel vom Motorrad ab. (Der Originalschlüssel ist schon länger weg. Da ich ursprünglich einen Diebstahl vermutet hatte, hatte ich mich verdrückt, um keinem Dieb die Möglichkeit zu geben mit dem Motorrad zu verschwinden.)
An der Tankstelle rufe ich über den ADAC Deutschland eine tschechischen Abschleppwagen, der mich in das 80km entfernte Olomouc bringt.
Der ortsansässige Schlüsseldienst baut das Tankschloss aus und zerlegt das Zündschloss. Nun kann ich mit angebrochenen, aber im Zündschloss steckenden Schlüssel das Motorrad starten.
Das Zündschloss wird mit Klebeband am Lenker befestigt, der untere Teil hängt lose herunter.
Auf dem Weg Richtung Südwesten fahre ich 30 km als der Computer eine defekte Lampe meldet.
Ich will die nächste Ausfahrt nehmen. Die nächste Warnleuchte erscheint. Das ABS fällt aus und schließlich leuchtet das gelbe Warndreieck in der Instrumentenkombi. Nach 100 m der Totalausfall der Stromversorgung.
Anruf bei BMW Deutschland Pannenservice (ich erhoffe mir weiterführende Informationen).
BMW ruft nicht wie versprochen zurück. Stattdessen ruft mich der ADAC Tschechien an. Er wünscht genaue Informationen für den Abschleppdienst.
Der transportiert das Motorrad in seine Werkstatt. Ein erneuter Anruf bei BMW ist endlich erfolgversprechend. Ich habe einen kompetenten Service Techniker in der Leitung. Wir gehen gemeinsam mit den Pannenservice aus Tschechien auf Fehlersuche mit dem Ergebnis, dass der Techniker vermutet, dass die Ringantenne beim Schloss defekt sein muss.
Voraussichtliche Reparaturdauer hier in Tschechien über 3 Werktage + Wochenende.
Also werde ich einen Zug nach Hause nehmen. Das Motorrad überführt der ADAC zurück nach Deutschland.
27.0.2009
Bin in Warschau angekommen und spreche in der Altstadt einen Motorradfahrer an. Er und seine Freunde sind mir bei der Suche nach einem Quartier behilflich.
25.08.2009
Wir haben heute mein Motorrad vom MC Crazy in the Night abgeholt und zum BMW Händler in Wilnius gebracht. Beim Zerlegen dann die Gewissheit: Der Moskauer BMW Service hat den bereits 3 mal reparierten Schlauch wieder verbaut. Der Reparaturstelle am Schlauch hat sich gelöst und ist die Ursache für den Unfall. Ich werde mich mit BMW Deutschland in Verbindung setzen. Weiter werde ich Garantie Ansprüche gegen den BMW Motorradservice Autodom in Moskau anmelden. Diese umfassen meine Bauteile am Motorrad sowie meine defekte Fahrerbekleidung und ebenso die beiden am Unfall beteiligten Motorräder und Bekleidung von Fahrer und Beifahrer. Meiner Schätzung nach ein Gesamtumfang von ca. 16.000 €.
Die neue Felge braucht zwei Tage, bis sie hier eintrifft.
Während der 4 Tage in Wilnius übernachte ich bei 'Mose', einem Mitglied des Motorradclubs 'Crazy in the Night'. Natürlich darf ich wie immer auf meiner Reise in den Osten, nicht bezahlen.
Zwischenzeitlich habe ich dazugelernt und gehe selbst zum bezahlen zur Bedienung, bevor meine Gastgeber dazu Gelegenheit haben (was mir nur selten gelingt).
Damit meine freundlichen Gastgeber nicht alle Kosten übernehmen, erledige ich ein paar Einkäufe allein und besorge dabei gleich noch das Bier für den Abend.
22.08.2009
Ich treffe auf dem Weg nach Wilnius auf eine Gruppe Motorradfahrer; sie sind zu einem Bikermeeting nach Vilnius unterwegs.
Die Baltischen Staaaten feiern an diesem Wochenende den 20sten Jahrestag einer Menschenkette von Tallinn über Riga nach Wilnius. Diese friedliche Menschenkette ist einer der Gründe für die Freiheit und Unabhängigkeit der drei Baltischen Staaten.
Wir fahren gemeinsam weiter, ich freue mich schon auf das Motorradtreffen.
Auf halben Weg, bei ca. 100 km/h, plötzlicher Druckverlust am Vorderrad-Reifen. Der Versuch, das Motorrad auf den Seitenstreifen zu steuern und ausrollen zu lassen, misslingt. Ich stürze mit 80 km/H. Das Motorrad schlittert 60 Meter weit, quer über die Fahrbahn. Zwei nachfolgende Motorradfahrer kollidieren mit Ratz und stürzen ebenfalls.
Im ersten Moment sind die Biker ziemlich sauer auf mich. Ich dachte schon "jetzt werde ich zerlegt". Die Aufregung enspannt sich erst, nachdem sie den Platten am Vorderrad Reifen sehen.
Die herbeigerufene Polizei hat zunächst kritisiert, dass wir die Motorräder von der linken, stark befahrenen Autobahn-Fahrspur entfernt haben. (In Russland müssen die Unfallfahrzeuge am Unfallort verbleiben, was immer zu Staus und noch mehr Unfällen führt.)
Über meinen Einwand: 'Wir befinden uns in Europa und hier geht die Sicherheit
vor',lachen die Biker, übersetzen es den nur litauisch und russisch sprechenden Beamten jedoch nicht.
Beim Betrachten der Frontpartie kommt mir dann
ein Verdacht auf. Die Ventilkappe war die aus der Mongolei. Am Gewinde ist noch Wüstenstaub.
Die Biker organisieren die Bergung der Motorräder: Ein Motorrad ist zwar stark verbeult, aber noch fahrbereit. Das zweite Motorrad kann nach einer Notreparatur morgen an dem Treffen teilnehmen.
Die Biker bieten auch eine Notreparatur meines Motorrades an. Da ich von einem groben Service Fehler von BMW Moskau überzeugt bin, lehne ich ab.
21.08.2009
Ich fahre im Eiltempo von Estland über Lettland nach Litauen.